Was man so am Telefon erlebt...

Frau U. ruft an. Ihrem Mann gehts ganz schlecht. Er liegt auf der Intensivstation. Sie hat von uns gehört , war aber noch nie hier. Nun möchte sie aber unbedingt mal kommen und einen Urnenplatz für ihren Mann erwerben,- und für sich selbst gleich mit. Sie sei ja schon 90,- da dürfe man an sowas ja mal denken, sagt sie und lacht.

Wie alt ihr Mann ist frage ich erst gar nicht.
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Und mein Mann, fährt sie fort, möchte eigentlich zum Friedhof XYZ, weil da sein Bruder liegt. Aber ich setze mich da einfach drüber hinweg,- ich habe mich 30 Jahre um ihn gekümmert,- die Kröte muss er jetzt mal schlucken…
Ich will nun auch mal einsteigen ins Gespräch, da wirft sie aber gleich ein, sie müsse jetzt schnell ins Krankenhaus, es ginge vielleicht dem Ende entgegen. Sie würde zu uns kommen, sobald es möglich wäre.

Wir legen auf,- ich notiere die Telefonnummer.

Am gleichen Tag kommen ganz viele Leute und wollen eine Beratung. Auch die Kollegin hat viel zu tun.

Am nächsten Tag rufe ich Frau U. lieber nochmal an: Ich möchte vermeiden, dass sie in ihrer heiklen Situation zu uns kommt und dann noch warten muss, bis mal einer Zeit hat für sie.  Ich will ihr nur sagen, dass sie sich ein wenig vorher ankündigen soll.

Sie geht gleich dran.
Ach, sagt sie, meinem Mann - dem gehts gut,- ich weiß gar nicht wie die Ärzte das hingekriegt haben. Ist ja toll, was heutzutage so alles möglich ist.

Ich sage sie möge sich aber bitte anmelden vor ihrem Besuch.
Ach, sagt sie schon wieder, ist ja eigentlich nicht mehr so dringend. Aber ich komme jedenfalls mal vorbei…. Vielen Dank, es war schön mit Ihnen zu sprechen, wie war nochmal gleich der Name?

Wir haben Frau U. bis heute nicht wiedergesehen,- das ist doch mal was.

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Stefan Schuster

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